Fragen

Wie entsteht Kehlkopfkrebs

Über die Entstehung des Kehlkopfkrebs ist viel gesagt und geschrieben worden. Man ist der Meinung, dass überhöhter Nikotingenuss durch Zigaretten-, Zigarren- und Pfeife-Rauchen zusammen mit Alkoholgenuss jeglicher Art die Verursacher sein sollen. Diese Meinung ist nicht auszuschließen, aber wir von der Selbsthilfegruppe der Kehlkopflosen sind anderer Ansicht. Wir glauben natürlich an die schädlichen Auswirkungen von Alkohol- und Nikotingenuss und sagen, dass es nicht unbedingt gesundheitlich fördernd ist, in gemäßigter Form zu rauchen und zu trinken; denn wir wollen nicht gleich negativ abgestempelt sein:

„Ach ja – der hat Kehlkopfkrebs, der hat ja auch in seinem Leben nur geraucht und getrunken“!

Nein – mit diesem Vorurteil soll uns niemand begegnen. In unseren Selbsthilfegruppen sind Mitglieder, die niemals in ihrem Leben geraucht oder getrunken haben, es sind aber auch Mitglieder aus den verschiedensten Berufsgruppen; so z.B. aus dem Schreinerhandwerk. Diese Patienten sind vor ihrer Operation mit stark ätzenden Flüssigkeiten umgegangen, die zu Kehlkopfkrebs geführt haben. Diese Tatsachen sind durch die Anerkennung der Berufsunfähigkeit bestätigt worden.

Welcher Erreger letztendlich zu dieser Krebsart geführt hat, lässt uns nicht von der Tatsache des Kehlkopfkrebses abbringen und auch nicht von unserer Arbeit, diesen chronisch kranken Patienten ein weiteres bejahendes, frohes und glückliches Leben zu bereiten.

Die Deutsche Krebshilfe hat den Slogan: Dem Leben zu Liebe.

Wir haben uns für das Leben entschieden, wir wollen die Schönheiten dieses Lebens weiterhin genießen. Wir werden dieses bewusster tun. Jeden Tag, den wir neu erleben, nutzen wir. Alles um uns herum hat einen neuen Sinn ergeben; aber erst mussten wir den Krebs erleben, um festzustellen, welche Schönheiten das Leben uns bietet. Ohne Kehlkopf erleben wir das Leben völlig neu.

Wir sind anders geworden:

Einige sind von ihren Partnern verlassen worden: er ist ein Krüppel, mit dem ich nichts zu tun haben will. Wir sind stigmatisiert, aber wir wollen leben. Dafür haben wir uns entschieden.

Andere werden von ihren ehemaligen Berufskollegen oder derzeitigen Nachbarn gemieden: man kann sich nicht mehr mit uns unterhalten, so meinen sie.

Wir aber arbeiten in unserer Selbsthilfegruppe daran, wieder kommunizieren zu können.

Wir wollen mit allen Leuten uns unterhalten, Ihnen unsere verschiedenen Möglichkeiten der Kommunikation zeigen:

  1. Unsere neu erlernte Ersatzsprache: die Oesophagussprache (Speiseröhrenstimme) oder auch Ructus- oder Rülpssprache genannt.
  2. Oder das perfekte Umgehen mit dem elektronischen Sprachverstärker
  3. Oder das Sprechen mit dem Stimmventil – dem Shunt-Ventil.

Die häufigsten Fragen von Betroffenen

Was passiert nach Abschluss der Operation im Akut-Krankenhaus?

Es kann möglich sein, dass sich noch aus Gründen der Vorsorge eine Bestrahlungstherapie anschliessen wird.

Der behandelnde Arzt im Akut-Krankenhaus sollte einen Antrag auf Anschlussheilbehandlung in einer Nachsorgeklinik stellen.

Der Patient sollte Kontakt zu uns suchen- dem BzV der Kehlkopflosen, denn nur in einer Selbsthilfegruppe kann dem Patient weitere Hilfestellung aus eigener Erfahrung gewährt werden:

Antrag auf Anerkennung der Schwerbehinderung

beim zuständigen Versorgungsamt

stimmliche Rehabilitation

soziale und berufliche Rehabilitation.

Wie verständige ich mich?

In den ersten Tagen nach der Operation entweder durch Zeichensprache oder durch das Aufschreiben auf einen Notizblock oder kleiner Plastiktafel, auf der die Schrift immer wieder gelöscht werden kann.

Wie kann ich essen oder trinken?

In den ersten Tagen nach der Operation erfolgt die Nahrungsaufnahme mittels einer Nährsonde, die durch die Nase in den Magen geführt wird. Dann – nach einer kurzen Einübungszeit – haben Sie sich an die neuen Verhältnisse gewöhnt und können wieder wie gewohnt essen und trinken.

Sie sollten heisse Speisen und Getränke vermeiden, Sie können sie nicht kalt pusten, weil Sie keine Luft mehr mit dem Mund einatmen und wieder auspusten können.

Kann ich noch riechen und schmecken?

Riechen ist vorläufig nicht möglich, da Sie durch die Nase (das Riechorgan) keine Luft einatmen können. Sie können später durch das Erlernen einer besonderen Technik – das Schnüffeln – wieder riechen lernen. Sie sollten unbedingt Räume, in denen sich giftige Dämpfe entwickeln könnten, unbedingt meiden; dazu zählen auch verrauchte Räume. Den Geschmackssinn sollten Sie mittels der Zunge pflegen.

Wie putze ich meine Nase?

Durch Ausstossen der Luft aus der Mundhöhle durch die Nase können Sie sich die Nase putzen. Trinken Sie nicht zu hastig, denn die Flüssigkeit könnte wieder aus der Nase laufen; dieses kann auch beim Bücken passieren.

Wie gehe ich mit dem Stoma um?

Das Stoma muss immer sauber sein, damit sich keine Borken bilden können, die wiederum Atembeschwerden hervorrufen können; deshalb sollten Sie möglichst oft inhalieren, weil Sie damit gleich mehrere Zwecke erfüllen: Sie reinigen das Stoma von aussen und – reinigen Ihre Luftröhre durch das Einatmen der warmen Luft.

Womit inhaliere ich?

Inhalieren Sie niemals mit Leitungswasser – verwenden Sie destilliertes Wasser. Geben Sie eine Arznei dazu, die Sie sich von Ihrem HNO-Arzt verschreiben lassen, um ein besseres Lösen des Schleims zu erzielen.

Dieses ist nur eine kurze Auswahl von dem unendlichen Fragekatalog, der auf den frisch operierten Kehlkopfpatienten zukommt.

Haben Sie weitere Fragen – wir beantworten Sie Ihnen unter:

  • Karin Trommeshauser
  • Tel.: 0 2371- 351 8005

E-mail: kehlkopflosehagen@web.de

Worte gegen die Angst – Ein Betroffener berichtet seine Gedanken zur Kehlkopfoperation

1994 war es soweit. Sehr schlecht habe ich mich gefühlt damals. Ich hatte grosse Angst am Anfang als ich hörte, dass es Krebs sein sollte.

Mein HNO-Arzt, zu dem ich wegen der Beschwerden hingegangen war, sagte mir, dass mit meinem Kehlkopf etwas nicht in Ordnung sei. Eine Veränderung, welche in der Klinik abgeklärt werden müsse. Schon am nächsten Tag wurde ich in der Spezialklinik von mehreren Ärzten untersucht .

Je mehr Ärzte in meinen Hals reinguckten, um so mehr spürte ich, dass mit meinem Hals etwas nicht in Ordnung sein konnte.

Dann kam die entscheidende Probe, die das Ergebnis brachte. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass es nicht bösartig sein möge. Als mir das Ergebnis mitgeteilt wurde, brach für mich alles zusammen.

Die Ärzte im Krankenhaus haben dann die Entfernung des Kehlkopfes empfohlen. Sie waren sehr freundlich und haben sich Zeit genommen. Doch als sie alle draussen waren, habe ich erst mal geweint.

Vor der Operation durfte ich für knapp eine Woche nach Hause. Ich habe mit meiner Frau gesprochen und mit meinem HNO-Arzt zu Hause. Sie haben mir alle Mut gemacht und doch war es furchtbar. Ständig war dieser Gedanke „wie soll es weitergehen“ und diese schlimme Angst vor der Zukunft da.

Die Ärzte hatten mir gesagt, dass der Kehlkopf herausgenommen werden müsse. Dann hätte ich gute Chancen, weiterzuleben. Und ich wollte leben, unbedingt. Ich wollte es dann schnell hinter mich bringen. Also ging ich ins Krankenhaus, in dem ich schon alle kannte. Die Ärzte, Schwestern und die Pfleger, alle waren gut zu mir. Zu den Ärzten hatte ich grosses Vertrauen, besonders zum Operateur. Viele Gedanken auf einmal gingen durch den Kopf. Ob ich wieder gesund werde und wie es zu Haus und in der Arbeit weitergehen soll. Was Bekannte und Verwandte sagen. Tausend Gedanken.

Nach der Operation hatte ich kaum Schmerzen durch die Medikamente. Durst hatte ich, weil ich nach der Operation nichts trinken durfte. Und im Laufe der Zeit bekam ich auch Hunger, obwohl ich über Infusionen und Nährsonde ernährt wurde. Das war vielleicht besonders wichtig, ich wollte unbedingt bald wieder ganz normal essen. Dabei hatte ich Glück, die Nährsonde konnte gezogen werden, bevor zwei Wochen nach der Operation um waren.

Als ich die ärztliche Zustimmung hatte, habe ich mir mein Lieblingsgericht mitbringen lassen. War das eine Freude, als ich wieder normal schmecken konnte. Dann ging es aufwärts. Weil die Wunde gut heilte, konnte ich recht schnell nach hause. Es war schwer. Solange man im Krankenhaus ist, sind viele um einen herum. Zu Hause ist man allein oder mit seiner Familie und man fällt erst einmal runter. Dann die Angst, den Nachbarn oder andere Leute zu treffen.

Ich habe mich zu Hause verkrochen. Die Arbeit musste ich aufgeben. Es wurde dann die Rente beantragt. In meinem früheren Beruf konnte ich nicht mehr arbeiten. Kontakte zu Kollegen bestehen kaum. Am Anfang waren noch Besuche, dann nicht mehr oft. Aus meine Isolation musste ich raus. Ich musste. Ich habe gesehen, wenn ich nichts mache, sitze ich allein. Und ich wollte ja leben, wollte Gemeinsamkeit. Meine Frau ist mit mir ´rausgegangen, spazieren und auch in die Stadt.

Der Kontakt zu anderen Kehlkopflosen hat viel geholfen. Schon in der Klinik kam ein laryngektomierter Herr vom Verband zu Besuch. Er hat mir schon vor der Operation Mut gemacht, er lebt schon viele Jahre ohne Kehlkopf.

Was noch geholfen hat? Gebet. Ich bin nie sehr fromm gewesen, in der Zeit habe ich viel gebetet. Mir hat es geholfen. Vielleicht hilft einem anderen etwas anderes.

Ich kann es nur für mich sagen:

Weitermachen. Leben wollen.

Das ist das Wichtigste.

Aus der Reihe: Psychologie, herausgegeben vom Institut für Rehabilitation Laryngektomierter GmbH ( I.R.L. )

Dr.med.Astrid Marek, Angst- Aggression- Verarbeitung mit der Stimme der Seele. Seelische Probleme nach Kehlkopfentfernung.

Diese Broschüre des I.R.L. ist nicht nur jedem kehlkopfoperiertem Patienten zu empfehlen, sondern auch dessen Angehörigen, damit diese die seelischen Konflikte des Patienten nachempfinden können.

Was passiert bei der Kehlkopfoperation

Keine wissenschaftliche Abhandlung

Jetzt ist es also endgültig! Der Kehlkopf muss raus. Der Patient hat eine dermaßen heisere Stimme, hat Schluck- und Essbeschwerden – Folgen eines Karzinom am Kehlkopf.

Auch der Pathologe, der vorab schon eine Probe untersucht hatte, bestätigte die Feststellung. Nach den üblichen Voruntersuchungen steht der Termin der Operation fest.

Der Operateur wird während der Operation noch entscheiden, ob der Kehlkopf völlig entfernt werden muss oder ob die Entfernung eines Teiles des Kehlkopfes ausreichend ist. Meist gleichzeitig werden noch rechts- und linksseitig befallene Lymphgefäße mit entfernt.

Durch das Entfernen des Kehlkopfes sind die Luft- und die Speiseröhre am oberen Ende völlig getrennt. Die Funktionen des Kehlkopfes: Speisen und Getränke in die Speiseröhre

und Luft in die Luftröhre zu schicken, können jetzt nicht mehr ausgeführt werden.

Deshalb bindet der Operateur die Luftröhre direkt an den Hals an. Das verleiht den Kehlkopflosen den Beinamen: Halsatmer. Durch eine Öffnung (das Stoma) kann der Patient jetzt wieder atmen.

Die Speiseröhre näht der Operateur direkt an den Zungenschlund an, sodass eine problemlose Aufnahme von Speisen und Getränken wieder möglich ist.

Damit der Patient sich in Zukunft wieder verständigen kann, sind drei Möglichkeiten der Stimmrehabilitation möglich:

1.

Der Patient erlernt die Rülpsstimme, auch Ructusstimme oder klassisch: die Oesophagusstimme (Speiseröhrenstimme ) genannt.

Durch Bewegungen der Zunge und des Unterkiefers wird die in der Mundhöhle befindliche Luft zurückverlagert und gelangt dann in den oberen Speiseröhrenbereich, gelangt in Gegenrichtung wieder heraus und versetzt den Speise- Röhreneingang in Schwingungen. Dort befinden sich noch Reste von Stimmlippen, die dann die Bildung stimmhafter Laute übernehmen. Diese Rehabilitation übernimmt entweder eine Logopädin oder aber in unserem Mittwochs-Kreis wird den Patienten diese Möglichkeit des Sprechens gelehrt

Schema des Sprechens mit Speisenröhrenstimme

Schema des Sprechens mit
Speisenröhrenstimme

2.

Dem Patient wird eine sogenanntes Shunt-Ventil zwischen Luft- und Speiseröhre eingesetzt.

Durch leichtes Verschliessen des Stomas mit dem Finger oder durch sogenannte Sprechventile wird die Luft in den Mund- und Rachenraum gepresst. Auf diese Weise wird die Stimme erzeugt, die sehr gut verständlich ist

Schema des Sprechens mit Stimmprothese

Schema des Sprechens mit Stimmprothese

3.

Der Patient spricht mit apparativer Hilfe: ein elektronischer Stimmverstärker wird an den Hals angelegt.

Dieses Gerät überträgt Schwingungen auf Rachen- und Mundhöhle, wodurch dann stimmhafte Lautbildungen möglich sind.

Welche Möglichkeit des Sprechens für welchen Patient möglich ist, wird vor der Operation mit den Ärzten besprochen. Auch wir von unserer Selbsthilfegruppe zeigen den Patienten, wie das nach der Operation aussieht, wie man mit einer Ersatzstimme ganz gut weiterleben kann, denn: wir haben uns für das Leben entschieden.

Entscheiden Sie sich für das Leben

Annette Rexrodt von Fircks, Mutter von drei kleinen Kindern, erkrankte 1998 im Alter von 35 Jahren an Brustkrebs. Sie verlor beide Brüste und erhielt eine dosisintensivierte Chemo- sowie Strahlentherapie. Viel Zeit gab man ihr nicht mehr…

Sie schrieb schon während der Chemotherapie einen Brief, den sie als Botschaft für Kranke und Gesunde an zahlreiche Kliniken in Deutschland schickte.

Frau Rexrodt war am 25. 10. 2001 in der Takshow von Johannes B. Kerner. Sie hat einen unglaublichen Optimismus ausgestrahlt und uns und die Studiogäste durch ihre lebensbejahende Einstellung völlig in ihren Bann gezogen.

Deshalb möchten wir an dieser Stelle den Brief veröffentlichen, um auch Ihnen ein Stück dieses Optimismus mit auf den Weg zu geben.

Diagnoseschock

Um mich herum wurde es still, es gab kein Oben und kein Unten mehr, die Erde hörte auf sich zu drehen, die Zeit blieb stehen, ich war alleine, ganz alleine mit mir. Ich hörte mein Herz klopfen, spürte meinen Atem, Tränen wollten fließen, aber sie kamen nicht. War das nur ein Albtraum? Ich wollte raus aus diesem Traum, aber er war Wirklichkeit:

Vor ein paar Augenblicken hatte man mir vorsichtig eröffnet, dass ich Brustkrebs habe, einen riesigen Tumor, der die ganze Brust befallen hatte. Ich spürte durch die Betroffenheit der Ärzte und Schwestern, wie es um mich stand, und ich wusste nur zu gut, dass die besten Chancen einer Heilung bei Brustkrebs nur dann bestehen, wenn der Tumor rechtzeitig erkannt wird, also noch sehr klein ist. Ich war wie betäubt. Wem sollte ich diese Nachricht mitteilen, meinem Mann, meinen Eltern, wer konnte mir in dieser Situation helfen und Mut machen? Noch nie zuvor war mir so deutlich klar geworden, wie allein man sein kann, wenn man am Abgrund steht.

Die Entscheidung

Für mich brach erst einmal meine Welt zusammen.

…“entscheiden Sie sich für das Leben“

sagte mir meine Psychologin, als ich sie am Morgen danach völlig verzweifelt aus einer Uniklinik in Norddeutschland, fern meines Heimatortes Ratingen, anrief und um Rat bat. Ich wollte leben – Krebs mit 35 Jahren und dann… nein, ich hatte viel zu kurze Zeit gelebt und meine Kinder, meine drei noch kleinen Kinder brauchten mich doch und zwar für lange Zeit.

Die schiere Angst saß mir im Nacken.

Entscheiden Sie sich für das Leben, dieser Satz machte nicht dort Halt, wo alltägliche Sätze enden, sondern hatte die Wirkung eines beruhigenden Tranks voll lebenssüßer Weisheit.

Entscheiden Sie sich für das Leben bestimmte den weiteren Verlauf meiner Krankheit und brachte einen Stein ins Rollen, der meine Einstellung und Sichtweise zum Leben, zum Gegenwärtigen gänzlich veränderte. Das Wort „entscheiden“ war dabei für mich ausschlaggebend, leben wollte ich sowieso. Entscheiden Sie sich für das Leben bedeutete, mich selbst für das Leben neu zu gewinnen, einzutauchen in meinen Körper und meine Seele, um zu lauschen, was sie mir erzählten. Zu ergründen, welcher Sinn sich darin verbarg, dass ich am Abgrund stehen musste – und zu handeln.

Heute lebe ich mein Leben anders: Meine Sinne wurden geschärft für alles „Lebendige“ auf dieser Welt.

Damals entschied ich zunächst das Jetzt, die nächsten Momente, Tage, Wochen, Monate glücklich und mit Freude zu erleben. Ich sah mich ohne Schmerzen und gesund. Ich glaubte an die Kraft dieser Entscheidung, denn sie entsprach meinem tiefsten Wunsch. Diese Vorstellung tauchte tief in mich hinein, breitete sich allmählich aus, drang in mein Unterbewusstsein und echote aus jeder Zelle meines Körpers.

Mit diesem tiefen Selbstvertrauen ließ ich mich in die Nähe meines Heimatortes nach Essen verlegen und wurde dort operiert.

Therapie

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht befinden Sie sich in einer ähnlichen Situation?

Ich möchte Ihnen mit diesen Zeilen Mut machen. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich an der Genesung von Krebs selbst aktiv zu beteiligen. Ich habe in dem Zeitraum zwischen Operation und Eintreffen des histologischen Befundes – das waren immerhin 11 Tage – von morgens bis spät abends nur gelesen. Meine Freunde und Familie bat ich, Bücher statt Blumen mitzubringen. Medizinisch fühlte ich mich in guten Händen, doch ich wollte auch selber etwas dafür tun, dass der Krebs schwindet. Aus diesen Büchern lernte ich Atemtechniken zur Entspannung und verschiedene Meditationsarten zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte kennen, die ich auch heute noch täglich anwende. Ich erfuhr vieles über die psychologischen Hintergründe, die zusammen mit anderen Faktoren bei der Krebsentstehung eine große Rolle spielen können und dass die Liebe eine der bedeutendsten heilenden Energiequellen ist.

Das war so faszinierend und aufbauend, dass ich mir aus den Literaturhinweisen immer mehr Bücher bestellte. Eine kleine „Bibliothek“ häufte sich neben meinem Bett an.

Ich erlernte allmählich verschiedene Atem- und Meditationstechniken und wurde von Tag zu Tag ruhiger und entspannter.

Dank der Meditation schaffte ich mir eine innere, immerwährende, kleine, grüne Insel, die mich überall hin begleitete und mich beruhigte, wenn Ängste vor Untersuchungen oder Ergebnissen mich bedrängten. Sie ist mein innerer Ratgeber, zu dem ich immer Zugriff habe. Dieser innere Ratgeber – der weise, ehrliche Teil meines inneren Selbst – behütet mich und meldet sich, wenn etwas „nicht in Ordnung“ ist.

Krebs durchzog die gesamte rechte Brust und hatte sich auch in Lymphknoten eingenistet. Die Brust musste abgenommen werden. Zwei Wochen später entschied ich gemeinsam mit den Ärzten, auch die linke Brust zu entfernen, da „meine“ Krebsart meistens die andere Brust ebenfalls befällt.

Ich erholte mich schnell von den Operationen und begann eine dosisintensive Chemo- und Strahlentherapie im Tumorzentrum. Wider allen Erwartungen habe ich diese Behandlung gut vertragen. All die schlimmen Nebenwirkungen, die man mir voraussagte, trafen so gut wie gar nicht ein. Ich betrachtete die Chemotherapie nicht als meinen Feind, als pures Gift, wie die Ärzte selber häufig sie beschreiben, sondern als meinen zu der Zeit besten Freund. Ich gab ihr einen Namen, und wenn Beschwerden auftraten, dann sprach ich mit meinem Körper und der „Chemo“, um sie miteinander in Einklang zu bringen. Es funktionierte immer. Die Schmerzen verschwanden, denn die vielen negativen Aussagen über Chemotherapie hatte ich nie „verinnerlicht“. Im Gegenteil, ich sah mich gemeinsam mit der „Chemo“ das Leben genießen, und so ist es auch gekommen.

Ich habe Patienten kennen gelernt, denen schon im Fahrstuhl des Krankenhauses übel wurde, weil ihnen die nächste „Chemo“ bevorstand. Eine Frau erzählte mir, dass sie nach der Chemotherapie die Farbe Rot nicht mehr ertragen konnte; der bloße Anblick von Erdbeeren brachte sie zum Würgen, da sie unverzüglich an die rotfarbigen Infusionen denken musste und dann deren Geschmack auf der Zunge hatte.

Unsere Vorstellungsbilder sind mächtiger als wir glauben, und es ist unsere Vorstellungskraft, die Wirklichkeit werden lässt.

Stellen Sie sich nur vor, Sie müssten eine aufgeschnittene, saftige Zitrone völlig auslutschen. Sicherlich läuft Ihnen jetzt das Wasser im Mund zusammen.

Auch die Strahlentherapie, die während des vierten Chemozyklus begann, habe ich gut vertragen. Ich muss zugeben, dass ich ihr zu Anfang sehr skeptisch, fast ablehnend gegenüberstand. Vor allem wusste ich nicht, ob mein Körper alles weiterhin noch so gut verkraften würde: zur „Chemo“ obendrein noch Bestrahlung! Widerwillig suchte ich die Abteilung für Strahlentherapie auf: Neue Schwestern, neue Ärzte, ich hörte von neuen Nebenwirkungen, die mit dieser Therapie zusammenhängen. Ziemlich mutlos ging ich zum „Einzeichnen“- halb nackt auf einem Tisch liegend, fror ich. Eigentlich wollte ich ja gar keine Bestrahlung – und so fror ich noch ein wenig mehr.

Sollte ich derart deprimiert sechs Wochen lang täglich zur Bestrahlung gehen? Wenn ich mir vorstelle, dass etwas nicht funktionieren wird, schließe ich sozusagen mit Nachdruck die Tür zum Erfolg. Wieder musste ich mich entscheiden, und ich erinnerte mich an die Aussage in einem Buch von Anthony Robbins, dass wir jederzeit die Wahl haben, uns positiv zu programmieren.

Ich wollte, dass mir die Behandlung bekommt. Also änderte ich meine Haltung, meine Einstellung, ja, ich programmierte mich und sagte mir immer wieder: Mir geht es gut und mit jedem Moment besser. Ich bin das, woran ich glaube. Die Bestrahlung selbst betrachtete ich als eine gutmeinende Sonne, die alle Krebszellen zerschmelzen lässt. Der Bestrahlungsraum wurde zu einer kleinen „Oase“.

Und es hat gewirkt, Wunder gewirkt! Mir ging es während der ganzen Zeit gut, ich erlitt keine Verbrennungen, kannte keine bleierne Müdigkeit und mir wurde nie übel!

Der eigene Weg

Ist unser Körper nicht wie ein Garten, dessen Gärtner unser Geist ist?

Entscheiden Sie sich für das Leben hat Wunderbares bewirkt; schade, dass ich erst am Abgrund stehen musste, um zu verstehen.

Heute versuche ich, jeden Moment gelassen mit all meinen Sinnen zu leben. Die Gegenwart ist unser höchstes Gut, das einzige, was wir wirklich haben. Freude und Glück finden wir nur im Jetzt, wenn wir mit uns eins sind. Zweifellos bedarf dies der Übung, denn schnell verfällt man wieder dem alltäglichen Trott, der uns den eigentlichen Reichtum des Lebens raubt.

Darum nehme ich mir jeden Tag die Zeit, Ruhe zu finden, mal meditiere ich, mal höre ich Musik, oder ich sitze auf meinem Bett und spüre, spüre wie es mir geht. Durch diese „Auszeiten“ trete ich in einen inneren Dialog mit mir selbst. Erst durch diesen erlangten Zugang bin ich in der Lage, auf das Flüstern meiner inneren Stimme (mein innerer Ratgeber) zu achten, das ich früher fast immer überhört habe.

Um nicht mehr „Opfer meiner Krankheit“ zu sein, beteilige ich mich zusätzlich zur schulmedizinischen Therapie selber aktiv an meiner Heilung, indem ich die meditiere. Hier geht es um die Aktivierung der körpereigenen Abwehrkräfte durch Vorstellungsbilder. So werde ich zum „Täter meiner Gesundheit“.

Es gibt unzählige Anti-Krebs-Therapien, unzählige Anit-Krebs-Diäten, verheißungsvolle Pillen, heilversprechende Grotten … würden wir alles ausprobieren wollen, hätten wir wohl kaum mehr Zeit das Leben zu leben und vielleicht auch keinen Pfennig mehr in der Tasche. Der Markt ist voll von vielversprechenden „Mittelchen“. Nicht selten verbergen sich dahinter Scharlatane, die ihr teures Zeug an todkranke Menschen verkaufen und somit deren Not schamlos ausnutzen. Man sollte stets kritisch sein und bleiben!

Ich denke, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Meditieren nützt bestimmt nichts, wenn man es als mühselig empfindet, Sport hat sicherlich keine gute Wirkung auf den Körper, wenn man keinen Spaß dabei hat und Müsli am Morgen fördert auch nicht meine Gesundheit, esse ich es mit Widerwillen. Das Entscheidende ist, dass man einen Lebensstil wählt, der zu einem passt: Heilmittel, Therapien, Speisepläne, Sportarten … mit denen man das Leben genießen kann. Hier ist jeder für sich selbst der beste Experte. Am wichtigsten ist jedoch, so denke ich, dass man sich treu bleibt, sich selber lieb hat und dass man auf das Flüstern der inneren Stimme hört und mit ihr in Einklang lebt. Dann gibt es kein richtig und kein falsch und man ist auf dem besten Wege, an Körper und Seele gesund zu werden.

„Ach, was hast du schöne Zöpfchen“, sagte eine Frau meiner dreijährigen Tochter, als wir, meine drei Kinder und ich, ein Eis schleckend durch die Stadt schlenderten. Meine Tochter machte vor Freude eine kleine Pirouette und meinte schließlich: „Meine Mama hat aber eine Glatze, ja wirklich“, und schaute mich an. Auch die Frau sah mich – allerdings ein bisschen verwirrt – an. Ich musste lachen, wir lachten alle zusammen, ich zog mein Käppchen vom Kopf und zeigte ihr meine Glatze. Früher hätte mir meine Eitelkeit so etwas nie erlaubt: da schaute ich unzählige Male in reflektierende Schaufensterscheiben, um mich zu vergewissern, ob die Spangen noch richtig in meinem langen, lockigen Haar saßen. Ich deckte jeden Pickel ab, den ich entdecken konnte, benutzte Massagegels zur Festigung des Bindegewebes, Creme gegen Fältchen.

Welch übertriebene Eitelkeit! Dann verlor ich von heute auf morgen meine Brüste und Haare und plötzlich hieß es „nur“ noch: Leben oder Sterben!?

Das war wohl die größte Widersprüchlichkeit in meinem Leben, die ich überwinden musste.

Ewige Schönheit – Antifaltencremes, Liftings, Massagegels gegen Cellulitis, Abmagerungskuren, Schönheitssalons, Sonnenbänke, Fitnesszentren. Was für eine Fassade, welch eine Energie- und Zeitverschwendung! Wer „schön“ sterben will, sollte jung sterben.

Wie Schuppen fiel es mir von den Augen: wahre Schönheit kommt von innen und ist einfach da, wie eine Blüte, die sich auch nicht „schminken“ muss. Weder trug ich eine Perücke, noch trage ich Brustprothesen, weder Fältchen noch irgendein Pickel können mich heute stören. Ich bin frei!

Ewiges, auf Erfolg getrimmtes Bewusstsein, ob zu Hause oder bei der Arbeit! SCHÖN (dies gilt vor allem für die Frau), ERFOLGREICH und DYNAMISCH. All das kann Stress, Selbsthass, Ärger, Wut und Groll schüren … aber das sind die Antreiber unserer heutigen Gesellschaft! Sie machen blind für die Erkenntnis, wie wichtig ein „gesunder“ Geist – unsere Seele – für ein gelassenes, freud- und friedvolles Leben und schließlich für die Förderung der Gesundheit und Verhütung von Krankheit ist.

Wenn es uns gelingt, uns uneingeschränkt selbst zu lieben und zu schätzen, öffnen sich alle Schranken, können wir andere wirklich lieben, andere und uns selbst heilen. „Liebe ist die mächtigste aller Heilenergien“, „Die Energie der bedingungslosen Liebe ist die stärkste Kraft im Kosmos“, schreibt Leonard Laskow in seinem Buch HEILENDE ENERGIE mit wirkungsvollen Anleitungen zur Meditation.

Ich könnte hier noch so viel schreiben, aber dann würde es doch schon ein Buch werden.

Ich weiß, dass in den meisten Kliniken weder Zeit noch Platz für eine nach Hilfe suchende Seele ist. Ich hatte großes Glück, eine wunderbare Psychologin zu kennen, die mir in meiner damaligen, mir ausweglos erscheinenden Situation, diesen entscheidenden Satz sagte:

Entscheiden Sie sich für das Leben …

Sie gab mir Literaturempfehlungen und unterstützte mich psychologisch lange Zeit.

In Tumorzentren spürt man regelrecht den Ruf nach Hilfe. Man sollte immer mit einer kleinen „grünen Insel“ Kliniken betreten.

Daher wuchs in mir das Bedürfnis, Ihnen meine positiven Erfahrungen mitzuteilen und die Botschaft zu übermitteln, dass jeder seine ganz persönliche Krise als Chance für ein „neues“ Leben nutzen kann.

Das Glück liegt allein in uns selbst.

… entscheiden Sie sich für das Leben

… machen Sie sich positive Vorstellungsbilder

… finden Sie Ihren inneren Ratgeber, Ihre

innere Stimme

… leben Sie im Jetzt

… aktivieren Sie Ihre Selbstheilungskräfte

… seien Sie gut zu sich selbst

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich für das Leben entscheiden …

Annette Rexrodt von Fircks

Das Buch zum Brief

Mit der Zeit ist dieser Brief immer länger geworden. Manche Male arbeitet mein Drucker von morgens bis abends, denn die Resonanz ist groß, ebenso meine Freude am Schreiben, und nun, drei Jahre später, ist daraus doch ein Buch entstanden –

für alle, die es lesen möchten.

Mein Buch:

… und flüstere mir vom Leben

ISBN 354836342-3

Ullstein Taschenbuch-Verlag